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Anklage eingebracht: Hochstapler soll Lungauer Familie und Bank betrogen haben

Salzburger Nachrichten | 17. Mai 2024, 18:31 Uhr



38-jähriger gebürtiger Tiroler hatte sich bereits vor einigen Jahren das Vertrauen einer Lungauer Familie erschlichen, sich bei dieser "eingenistet" und ihr laut Ermittlungen auf sehr geschickte Art immer wieder beträchtliche Geldbeträge herausgelockt. Insgesamt soll der zuletzt untergetaucht gewesene Angeklagte einen Betrugsschaden von mehr als 350.000 Euro verursacht haben.


Er gerierte sich als reicher, top vernetzter und erfolgreicher Geschäftsmann. Als Akademiker, der zwar ein technisches Studium absolviert habe, aber beruflich unter anderem international im millionenschweren Kunsthandel oder als Vermittler von Luxusautos und Oldtimern tätig sei. Die Rede ist von einem 38-jährigen gebürtigen Tiroler. Tatsächlich hat er erhebliche Schulden, hatte in Deutschland eine Firmenpleite hingelegt und wurde dafür verurteilt; gegen ihn laufen Exekutionsverfahren - und jetzt hat ihn die Staatsanwaltschaft Salzburg wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs angeklagt.


Angeklagter gab den erfolgreichen Geschäftsmann


Konkret soll der im heurigen März in Deutschland verhaftete und Anfang Mai nach Salzburg ausgelieferte Angeklagte bereits in den Jahren 2018 und 2019 einer Lungauer Familie in betrügerischer Absicht immer wieder Geldbeträge bzw. Darlehen herausgelockt haben. Insgesamt nicht weniger als 215.000 Euro. Zudem habe er im Jahr 2019 auch eine Lungauer Bank um rund 132.000 Euro geprellt. Apropos Bank: Im Juli 2023 soll sich der 38-Jährige dann noch einem Steirer gegenüber als Bankmitarbeiter ausgegeben haben, nachdem er ihm ein SMS geschickt hatte mit der Aufforderung, dessen Konto müsse aktualisiert werden. Mit den derart "gefischten" Kontodaten des Steirers habe der Angeklagte dann von dessen Konto knapp 10.000 Euro abgebucht.


Geschickt "kurzfristige Liquiditätsengpässe" vorgespiegelt


Den Ermittlungen zufolge hatte sich der 38-jährige Angeklagte, er war nach seinem Untertauchen zuletzt in Baden-Württemberg wohnhaft, bereits Anfang 2018 in das Leben der Lungauer Familie eingeschlichen. Zuvor hatte er übers Internet die Tochter der Familie kennengelernt - schnell hatte sich eine Liebesbeziehung entwickelt. Auch gegenüber den Eltern der Frau gab sich der Angeklagte demnach als vermögender Geschäftsmann aus, führte in deren Anwesenheit, mit zwei Handys ausgestattet, laufend angeblich geschäftliche Telefonate. Er gaukelte der Familie in der Folge immer wieder neue Geschäftsprojekte vor. Und unter geschickter Vorspiegelung von angeblich unerwarteten Problemen bei den Geschäftsabwicklungen und daraus resultierenden (kurzfristigen) Liquiditätsengpässen brachte er vor allem den Vater der neuen Freundin (und rasch auch Verlobten) dazu, ihm immer wieder Geldbeträge in zumeist fünfstelliger Höhe zu geben.


In Bank als Händler bzw. Vermittler von Luxus-Sportwagen aufgetreten


Inzwischen bei der Familie wohnend, gelang es dem mutmaßlichen Hochstapler laut Anklage im Jahr 2019 auch, einem Bankinstitut letztlich 132.000 Euro betrügerisch herauszulocken. Der 38-Jährige hatte zuvor einen Firma gegründet, die - angeblich - mit sehr hochpreisigen Sportwagen handle. Unter der Vorgabe, demnächst für den Verkauf eines drei Millionen Euro teuren Ferraris eine Provision von 155.000 Euro zu lukrieren, und unter Vorlage einer - tatsächlich gar nicht werthaltigen - Rechnung über die besagte Provision gewährte ihm die Bank einen Überziehungsrahmen des Geschäftskontos in Höhe von 137.000 Euro.


Nach Rechtswirksamkeit der von Staatsanwältin Ricarda Eder verfassten Anklage muss sich der Tiroler (Verteidiger: Rechtsanwalt Jürgen Pföstl) vor einem Salzburger Schöffensenat verantworten. Strafdrohung im konkreten Fall: zwischen einem Jahr und zehn Jahren Haft.


Salzburger Nachrichten


Bild: JP

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