Salzburg im Fokus der Ermittlungen bei mutmaßlichen Hassverbrechen
- Rechtsanwaltskanzlei Mag. Jürgen Pföstl

- 25. März
- 3 Min. Lesezeit
Salzburg Nachrichten – 25.03.2025
Im Land Salzburg wurden zwei der massivsten Überfälle verübt, die nun als mutmaßliche Hassverbrechen untersucht werden. Es habe auf der Jagd nach Opfern eine enorme Gewaltspirale gegeben, so die Landespolizeidirektion Steiermark, bei der die Fäden der Arbeitsgruppe Venator (lateinisch für Jäger) zusammenlaufen. In dem Fall wurden ja 13 Männer und Frauen in Untersuchungshaft genommen.

BILD: SN/FMT-PICTURES/K
Im Zusammenhang mit den Ermittlungen von Polizei und Justiz, die vergangenen Freitag einen Schlag gegen ein Netzwerk von mutmaßlichen Hassverbrechern führten, werden nun immer mehr Details bekannt. Sie zeigen nach SN-Recherchen, dass die Gruppe offensichtlich gut organisiert war und dass die Taten demnach eingehend vorbereitet wurden. Es habe eine unterschiedliche Rollenaufteilung gegeben, bestätigte ein Sprecher der Landespolizeidirektion Steiermark. Das betreffe Vorbereitungen wie etwa Fakeprofile auf Datingplattformen, die Gruppenadministration innerhalb des kriminellen Netzwerks, aber auch die Tatausführung, wurde den SN geschildert. Insgesamt habe es "eine enorme Gewaltspirale" gegeben. Die Die brutalen Übergriffe bzw. mutmaßlichen Überfälle, insgesamt 14 sind bislang bekannt, wurden großteils auch gefilmt.
13 Verdächtige nach Razzia in Untersuchungshaft
Wie berichtet, befinden sich in dem Fall 13 Personen, darunter einige Frauen, seit dem vergangenen Wochenende in Untersuchungshaft, es geht jeweils um Tatbegehungs- und Verdunkelungsgefahr. Die Verdächtigen sind 14 bis 26 Jahre alt, also teilweise noch sehr jung. Insgesamt waren 18 Personen festgenommen worden, es hatte Durchsuchungen an 26 Orten in sieben Bundesländern gegeben, davon vier in Salzburg, fünf in Niederösterreich, sechs in Oberösterreich, je drei in Tirol und Wien, zwei in der Steiermark und eine im Burgenland.
Es gab nicht nur homosexuelle Opfer
Außerdem ist inzwischen klar, dass entgegen ersten Angaben der Exekutive nur ein Teil der Opfer homosexuell sein dürfte. Es seien sehr wohl auch heterosexuelle Männer zu Treffen mit jungen Frauen gelockt worden, heißt es. Umgekehrt sei es auch nicht so, dass die Verdächtigen allesamt als rechtsradikal einzustufen seien.
Salzburg rückt bei den Ermittlungen insofern in den Fokus, als zwei der massivsten Taten im Pinzgau und im Pongau verübt worden sein dürften. Beide Überfälle wurden nach SN-Informationen im Oktober 2024 begangen.
Verdacht des Mordversuchs: Mit Stiefeln gegen den Kopf getreten
In einem Fall ermittelt die Polizei, wie berichtet, wegen Mordversuchs. Bei dem Fall im Pongau wurde ein Mann mit der Aussicht, er treffe in einem Park eine jüngere Frau, angelockt und dann von hinten brutal niedergeschlagen. Ihm sei dann Pfefferspray ins Gesicht gesprüht worden und dann habe man ihm den Kopf kahl rasiert. Ein Täter habe den Mann auch mit einem Baseballschläger verprügelt. Ein Beteiligter soll dem am Boden liegenden Opfer mit seinen schweren Stiefeln mit großer Wucht gegen den Kopf getreten haben. Das Opfer erlitt unter anderem mehrere Knochenbrüche.
Vier Verdächtige kommen aus Salzburg
Bezüglich des zweiten Überfalls im Pinzgau hatte das spätere Opfer, ein Mann, über eine Datingplattform und dann über den Messengerdienst Telegram mit einem - angeblich - 16-jährigen Mädchen ein sexuelles Treffen auf einem Parkplatz vereinbart. Dort erschien auch eine junge Frau, aber dann auch mehrere maskierte Männer, die den Mann den Ermittlungen zufolge niederschlugen, ihm Fußtritte versetzten und mit Pfefferspray besprühten. Auch hier wurde das Opfer erheblich verletzt.
Vier der nunmehr in U-Haft sitzenden Beschuldigten kommen aus Salzburg (drei Männer und eine Frau). Sie sollen bei den zwei Überfällen im Pinzgau und Pongau beteiligt gewesen sein. Das Quartett wird unter anderem von den Salzburger Rechtsanwälten Jürgen Pföstl und Kurt Jelinek verteidigt.
Ausgangspunkt der Ermittlungen war, wie berichtet, ein Fall in Premstätten südlich von Graz. Dabei sei es einer der alarmierten Polizeistreifen gelungen, erste Hinweise auf die Motive zu erlangen, nämlich, dass die Opfer zum Beispiel wegen ihrer sexuellen Orientierung gedemütigt werden sollten. Danach wurde in der Polizei eine Arbeitsgruppe namens Venator (lateinisch für Jäger) gegründet, weil die Tätergruppe regelrecht Jagd auf ihre Opfer machte. Die Kontakte waren weitreichend, eine Gruppe mit selbsternannten Pädophilenjägern soll mehr als 4000 Mitglieder umfasst haben.



